Grenzmuseum

Grenzmuseum Schifflersgrund

Informationen zum Museum

Das Grenzmuseum Schifflersgrund wurde am 03. Oktober 1991 eröffnet und ist somit das erste Grenzmuseum an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen dem Bundesland Hessen und dem Freistaat Thüringen.

Wer sich das erste Mal dem Grenzmuseum nähert, ist etwas verwundert über den recht schmalen, beinahe schlanken Grenzbeobachtungsturm, der betongrau übers Gelände in den Himmel ragt. So etwas Monströses wie die innerdeutsche Grenze malt sich im Kopf bedeutend wuchtiger aus, als es in natura dann ist.

Vom Eingang her ins Museumsgelände führen als Weg gelochte Betonplatten, denen weder Panzerketten noch Zeit etwas Ernsthaftes anzuhaben vermochten – bis heute nicht. Sie sind Relikte der Grenzwege aus der Zeit des geteilten Deutschlands.

Linkerhand des Parkplatzes, fast nebenbei, beginnt der erhaltene Teil des Grenzzauns, der sich über knapp 2,5 km am Fuß eines Hangs entlang erstreckt. Dahinter war “ Westdeutschland „. Den meisten war dies Synonym für eine Freiheit, die unerreichbar war, und zugleich so nah. Viele haben zu fliehen versucht, vielen von ihnen ist es gelungen. Einigen jedoch nicht.

Heinz-Josef Große war einer von denen, die dem offiziell nicht existierenden Schießbefehl zum Opfer fielen. Die Stelle, an der er am 29. März 1982 versuchte, mit Hilfe eines Frontladers über den Grenzzaun und den Hügel hinauf zu fliehen, ist vom Ausblick des Museums gut zu sehen. Am Straßenrand gegenüber, oberhalb des Hangs – erst dort begann  „der Westen“ , ist ein Denkmal aufgestellt. Hier mussten drei Zollbeamte mit ansehen, wie Große nach neun Kalaschnikow-Schüssen am Hang verblutete: denn dieser war, obwohl jenseits des Grenzzauns gelegen, noch Territorium der DDR.

Dem Schicksal Heinz-Josef Großes ist, stellvertretend für andere Opfer der innerdeutschen Grenze, ein Teil der Ausstellung im Museum gewidmet. Weitere Exponate belegen die gleichwohl findigen wie verzweifelten Versuche vieler, mit selbst gebauten Hilfsmitteln die Grenzanlagen zu überwinden. Doch nicht nur der Grenzzaun mitsamt seinen Selbstschussanlagen, deren originalgetreuer Nachbau ebenfalls zu sehen ist, sollte eine Flucht verhindern. In der Ausstellung findet sich auch der Text des offiziell stets dementierten Schießbefehls, der unter der militärischen Bezeichnung Vergatterung (=Verpflichtung) die wachhabenden Grenzsoldaten der DDR darauf verpflichtete, Republikflüchtlinge „zu vernichten“.

Überall auf dem Museumsgelände und in den Ausstellungsräumen finden sich Teile des sog. Grenzsignal- und Inlandszauns aus Streckmetall. Der politische  Eiserne Vorhang , dessen Begriff einst von Goebbels geprägt sein Vorbild im Theater hatte, erfuhr hier quasi seine Materialisierung. Die Öffnungen des Metallzauns sind so klein, dass kaum ein Finger hindurchpasst und ihre Kanten sind scharf – beides nicht ohne Grund.
Neben den festen Grenzanlagen wie Grenzzäunen, Beobachtungsbunkern und – türmen wurden zur Grenzsicherung ebenso diverse Fahrzeuge und Hubschrauber eingesetzt.

Einige davon, z.B. ein sowjetischer LKW Ural mit Radaraufbauten oder ein Hubschrauber vom Typ MI-24 erinnern daran, dass hier nicht nur die innerdeutsche, sondern auch die Grenze des Warschauer Pakts und damit des Einflussbereichs Moskaus verlief. Ein sowjetischer Kampfhubschrauber dieses Typs stürzte 1983, ein Jahr nach Heinz-Josef Großes Tod, unmittelbar vor der Grenzlinie zwischen Hohengandern und Witzenhausen ab. Der Original-Frontlader von Große steht ebenso auf dem Freiluftgelände des Museums wie ein Ural und eine MI-24. Alt sind sie und robust – gebaut, um lange durchzuhalten. Sie könnten wohl heute noch benutzt werden.

Alle Fahrzeuge und Ausstellungselemente wurden Stück für Stück vom Arbeitskreis Grenzinformation e.V., der sich rasch nach der Wiedervereinigung gegründet hatte,zusammengetragen. Das Anliegen, einen Teil dieser inhumanen innerdeutschen Grenze als Mahnmal zu bewahren, führte Menschen der unterschiedlichsten Berufsgruppen von östlich und westlich der Grenzlinie zusammen und mündete in die Gründung des heutigen Grenzmuseums – das erste seiner Art in Deutschland. Bereits ein Jahr nach der Wiedervereinigung, am 3. Oktober 1991, übergab der Arbeitskreis das Museum der Öffentlichkeit. Am 17. Juni 1998, dem 45. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR, konnte bereits der 220.000ste Besucher begrüsst werden.

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