Nach der feierlichen Eröffnung mit rund 150 Gästen aus Politik, Bildung, Kultur und Gesellschaft, unter anderem mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow, und dem Hessischen Minister für Inneres, Sicherheit und Heimatschutz, Prof. Roman Poseck, können Besucher ab sofort die neue Dauerausstellung des Grenzmuseums Schifflersgrund besuchen.
Die rund 400 Quadratmeter große Ausstellung trägt den Titel „Der Schifflersgrund und die innerdeutsche Grenze“. Sie erzählt von den Ursachen der deutschen Teilung und dem Ausbau der DDR-Sperranlagen, vom Alltag beidseits der Grenze sowie von deren Überwindung und Nachwirkung. Sie zeigt, wie die Grenze sich von einer Demarkationslinie der alliierten Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland durch den Kalten Krieg zu einem kaum überwindbaren Bollwerk entwickelte. Sie macht deutlich, welche tiefgreifenden Auswirkungen die Grenze auf das Leben der Menschen in Ost und Weste hatte und berichtet u.a. über Zwangsumsiedlungen politisch missliebiger Personen in das Hinterland der DDR oder dokumentiert erfolgreiche, aber auch tödliche Fluchtversuche. Im Mittelpunkt steht der Schifflersgrund mit der umliegenden hessisch-thüringischen Grenzregion zwischen Eichsfeld und Werratal, anhand derer die Geschichte der deutschen Teilung beispielhaft vermittelt wird. Damit versteht sich die neue Dauerausstellung zugleich als Gedächtnis der Region. Die neue Dauerausstellung macht Geschichte anschaulich und multimedial greifbar.
Dafür sorgen ein interaktives Grenzmodell, 260 Bilder, 110 Dokumente, 98 Objekte, zehn Medienstationen, über 150 Zeitzeugenvideos sowie zahlreiche Blätterelemente, Infografiken und Zitate. Bei der Planung und Gestaltung wurden auch veränderte Seh- und Lerngewohnheiten, unterschiedliche Vorkenntnisse und gewandelte Besuchererwartungen sowie neueste Forschungserkenntnisse berücksichtigt. „Neben dem Gedenken an die Opfer der Teilung geht es uns in der neuen Dauerausstellung darum, Geschichte verständlich und eindrücklich zu vermitteln und das historische Bewusstsein und Urteilsvermögen zu stärken“, erklärt Museumsleiter und Ausstellungskurator Dr. Christian Stöber. „Wir wollen nicht belehren, sondern letztlich für die Werte von Freiheit und Demokratie sensibilisieren, die heutzutage scheinbar mehr denn je hinterfragt werden. Deshalb ist die Neugestaltung nicht nur ein Meilenstein für unsere Einrichtung, sondern auch für die Erinnerungskultur und politische Bildung hier in der Mitte Deutschlands.“
Die Ausstellungsarchitektur mit ihren Anschnitten, Kanten und Schrägen leitet sich aus der zersplitterten, zerrissenen Grenzlandschaft ab. Durch die große Glasfront des neuen Dauerausstellungsgebäudes mit Sicht auf die erhaltenen DDR-Sperranlagen und den Todesort von Heinz-Josef Große, der am 29. März 1982 beim Fluchtversuch im Schifflersgrund erschossen wurde, sind Ausstellung und Außengelände eng verzahnt. Der historische Ort wird zum Großexponat.
Die Neugestaltung des Grenzmuseums umfasst auch eine grundlegende Neuordnung des Außengeländes sowie die Errichtung eines grenzübergreifenden Wanderwegs. Entstanden ist ein dreiteiliges Gebäudeensemble, das durch einen neuen Besucherweg miteinander verbunden ist. Bisher sind mehr als 3 Millionen Euro in die Neugestaltung des Grenzmuseums Schifflersgrund geflossen. Der Großteil wurde durch den Freistaat Thüringen, Hessen und den Bund finanziert. Weitere Projektförderungen ermöglichten die Umsetzung kleinerer Teilmaßnahmen. Zudem werden zahlreiche Eigenleistungen erbracht. Die Neugestaltung der Gedenkstätte geht auf einen mehrjährigen Vorbereitungsprozess zurück. Es ist die erste umfassende Neugestaltung, die das 1991 eröffnete Grenzmuseum durchläuft.
Trägerverein ist nach wie vor der 1990 gegründete Arbeitskreis Grenzinformation e.V. Dessen Vorsitzender, Wolfgang Ruske, sagt: „Wir als Verein begreifen die Förderung auch als Wertschätzung des jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements. Ohne die finanzielle Unterstützung wäre eine Neugestaltung nicht denkbar gewesen. Damit wird die Zukunft des Grenzmuseums gesichert und die Bildungsarbeit erheblich profitieren. Dafür sind wir sehr dankbar.“