Knapp 35 Jahre prägte er wie kein Zweiter die Entwicklung des Grenzmuseums Schifflersgrund. Nun überlässt er Jüngeren die Verantwortung für den Trägerverein der Gedenkstätte und bleibt dieser zugleich in neuer Rolle weiterhin erhalten. Wolfgang Ruske (84), der langjährige Vorsitzende des Arbeitskreises Grenzinformation e.V., verzichtete auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Freitag aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur. Diese Entscheidung hatte er schon im Vorfeld angekündigt.
Ruske war seit der Gründung 1990 durchgängig Vereinsvorsitzender. Zusammen mit anderen Ehrenämtlern sorgte er für den Erhalt der DDR-Sperranlagen am Schifflersgrund bei Sickenberg und den Aufbau und Ausbau des gleichnamigen Grenzmuseums, das zu den ersten und ältesten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland zählt. Bereits am 3. Oktober 1991 eröffnet, wurde der Gedenk- und Lernort unter seiner Verantwortung zu einer Erfolgsgeschichte zivilgesellschaftlicher Erinnerungskultur. Mehr als zwei Jahrzehnte erfolgte der Museumsbetrieb – angefangen vom Kassendienst über Ausstellungsproduktionen bis hin zu Bauleistungen – fast ausschließlich im Ehrenamt. Dass die Einrichtung inzwischen durch hauptamtliche Mitarbeiter geführt wird und eine umfassende Neugestaltung durchlaufen hat, geht ebenso wesentlich auf ihn zurück.
Auf der Mitgliedersitzung würdigte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein in einer Videobotschaft das außerordentliche ehrenamtliche Wirken. Ruske habe „unermüdlich, engagiert und hartnäckig für den Erhalt und die Weiterentwicklung des historischen Ortes gekämpft und auch für die Professionalisierung und Neukonzeption der Gedenkstätte die richtigen Weichen gestellt“, so Rhein.
Dr. Bernd-Uwe Althaus, der Thüringer Staatssekretär für Bildung, der sich ebenfalls mit einem Videogrußwort meldete, blickte auf die langjährige Zusammenarbeit als vormaliger Leiter des Schulamtes Nordthüringen zurück und dankte Ruske gleichermaßen für dessen Verdienste.
In einem weiteren Video, das eigens aufwändig produziert und zusammengeschnitten wurde, sprachen Mitarbeiter, Vereinsmitglieder und Wegbegleiter. Sie erinnerten an erste Begegnungen, entstandene Freundschaften, liebgewonnene Rituale und gemeinsame Projekte. Darüber hinaus würdigte der ehemalige Landrat des Kreises Eichsfeld, Dr. Werner Henning, der persönlich an der bewegenden Sitzung teilnahm, die besondere Leistung von Ruske.
Zwar gehört dieser nicht länger zum Vereinsvorstand, der sich um Stefan Heuckeroth-Hartmann, Gerhard Propf und Thilo Booß neu gebildet hat. Doch kann das Grenzmuseum auch in Zukunft auf die Erfahrung und den Rat des 84-Jährigen Bad Sooden-Allendörfers zurückgreifen. So wurde er von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt, bevor der Abend mit einem kleinen Empfang und vielen Gesprächen über die gemeinsame Zeit am Grenzmuseum ausklang.